Buchen

Haus mit Geschichte

Das „Hünlichhaus“ am Niedermarkt

Geburtshaus von Traugott Leberecht Hünlich, Ehrenbürger und großer Sohn der Stadt. Geschäftszentrale und Keimzelle der Neusalzaer Textilindustrie. Heimat für Generationen.

 

Heute bietet das 1758 erbaute urige Umgebindehaus am Niedermarkt als „MARKTQUARTIER 5“ Feriengästen ein Zuhause auf Zeit. Zuvor befand es sich fast 250 Jahre und über sechs Generationen im Besitz der Familie Hünlich, deren Ursprünge in Mähren lagen. Im Zuge der Gegenreformation zog die Familie zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges in die Oberlausitz.

Erworben wurde das Haus 1768 durch den Bürger, Schneider, Leineweber und Kaufmann Johann Gottlob Hünlich (1731-1805). Bedeutung für die Geschichte der Stadt Neusalza-Spremberg erlangte das Haus durch dessen Enkel und Eigentümer in dritter Generation, Traugott Leberecht Hünlich (1814-1882). Dieser kann mit Fug und Recht als Urvater der späteren Textilindustrie in Neusalza bezeichnet werden. Sein Geburtshaus am Niedermarkt war sowohl Wohnhaus als auch Geschäftszentrale seines gut florierenden Unternehmens.

Aquarell von Carl Hünlich
Traugott Leberecht Hünlich

Durch Fleiß, Sparsamkeit und Weitsicht arbeitete sich Hünlich vom Kind einer einfachen Weberfamilie über einen Faktoristen empor und beschäftigte schließlich 50 bis 60 Hausweber, betrieb einen gutgehenden Garnhandel und schuf die Voraussetzungen für die spätere Gründung der Aktiengesellschaft „Leberecht Hünlich-AG“ (1922). Der Betrieb lief als Familienunternehmen über 100 Jahre intensiv und ununterbrochen. 1953 erfolgte die Zwangsverstaatlichung, 1955 die Umbenennung in „VEB Oberlausitzer Baumwollspinnerei Neusalza-Spremberg“. Das Werk wurde nach der Wende 1989 stillgelegt. Sämtliche Gebäude wurden bis Ende 1995 abgerissen.

Carl Adolph Hünlich

Eigentümer in vierter Generation war Leberecht Hünlichs jüngster Sohn Carl „Charles“ Hünlich (1853-1909). Gegen den Willen des Vaters war er als 18-Jähriger nach Amerika ausgewandert. Nachdem er sich zunächst mehr schlecht als recht mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen hatte, trat Carl in die U.S. Army ein und diente von 1873 bis 1877 bei der insbesondere gegen die Apachen kämpfenden Truppe der Company „H“ im 8. Regiment of Cavalry. Stationiert war er in Fort Mac Rae in New Mexico am Rio Grande. Nach seinem Militärdienst erwarb Charles das Bürgerrecht der Vereinigten Staaten von Amerika. Nach dem Tod des Vaters kehrte er mit seiner Ehefrau nach Neusalza zurück und übernahm schließlich sein Vaterhaus. 

Nach Ende des 2. Weltkriegs wurde jeder Wohnraum streng erfasst und die Räumlichkeiten im Niedermarkthaus zwangsvermietet. Die letzten Mieter zogen 2001 aus. Letzter Bewohner und seit 1970 Eigentümer in sechster Generation war der katholische Pfarrer Werner Dango (1922-2014), Enkel von Carl Hünlich. Seit seinem Tod im August 2014 stand das baufällige Haus leer und wurde schließlich von 2018 bis 2020 umfangreich saniert.